An einem Abend, wo es vor blutdürstigen Monstern nur so wimmelt, verkleidet sie sich als leichte Beute. In einem knappen Outfit, das so viel Spielraum für Phantasie lässt, wie das deutsche Steuergesetzbuch, twerkt sich die Schweizerin zielstrebig über die Tanzfläche.
Anlässlich der Halloweenparty haben die Angestellten des Surfcamps den langen Esstisch zur Seite geräumt, um für alle Camp-Bewohner eine geschmückte Partyzone entstehen zu lassen. Hier, wo normalerweise Burger und Kokosreis serviert werden, brodelt eine Hormonsuppe, die ein zwei Mal zu oft mit hochprozentigem Alkohol abgelöscht wurde.
Das blonde Mädchen mit dem pulsierenden Heck hat es anscheinend auf einen Surflehrer abgesehen. Der junge Mann, der mit einem Herzchenaugensmiley im Gesicht am anderen Ende des Parketts steht, ist schon in den langen Nächten zuvor ihrem Balztanz verfallen. Doch heute Abend ist er in diesem Party-Orchester überraschenderweise nicht erste Geige, sondern der Typ mit der Triangel, der im Hintergrund auf seinen Auftritt wartet. Die Blondine steuert nämlich im letzten Moment an der Triangel vorbei und parkt vor Surflehrer Nummer zwei.
Surflehrer Nummer eins lässt ganz kurz die Schultern – aber noch nicht die Hoffnung – sinken und tanzt sich direkt dahinter in Position. Ein balinesisch-schweizerisches Sandwich entsteht dort, wo ich vor zwei Stunden noch mein balinesisch-balinesisches Clubsandwich gegessen habe.
Es gibt nur wenige dieser Momente, an denen man genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Damals, als meine Keimzelle dem potenziellen Olympiateilnehmersperma absichtlich den falschen Weg gezeigt hat, um mein rechtmäßiges Stück vom Mutterkuchen zu bekommen, das war so einer. 29 Jahre später gibt‘s den Nächsten:
Als würde Moses – voll wie ´ne Arche – neben mir stehen und die Feiermeute in einer smoothen Wellenbewegung in zwei Hälften teilen, krieg ich urplötzlich einen Logenplatz auf die Live-Performance. Alexandre Dumas muss 1844 etwas ganz Ähnliches gesehen haben, als er die Idee für „Die drei Musketiere“ bekam. Drei durchtrainierte Körper in völligem Einklang. Jeder weiß, was zu tun ist. Die Dreifaltigkeit reloaded mit microgebladeten Augenbrauen.
Miss Schweiz schaut ihrem balinesischen Gegenüber ins verdutzte Gesicht. Ihr Blick war nicht mehr nur alkoholgeschwängert; der kleine Alk Jr. wird dieses Jahr noch eingeschult. Ihre Zunge chameleonisiert in seinen Mund und findet dort wenig Widerstand. Die Triangel umfasst von hinten die blonde Ricola-Taille, schiebt seinen Riechkolben in ihre Haare und inhaliert einen tiefen Zug Pheromone auf Lunge. Wie eine winzige Polonaise zelebrieren die drei Fragezeichen den Moment Mund an Mund an Haare an Nase. Schon witzig auch.
Ich stehe zwei Meter weiter, mitten in Indonesien, nippe an meinem Bier und denke mir: „Gut, dass du grade mitten in Indonesien stehst und an deinem Bier nippst. Die Aussicht ist erschreckend originell.“
Die Show wird aufgelöst von einem Mädchen namens Sabina aka Zibzab. Die liegt plötzlich anderthalb Meter über dem Steinboden in der Luft und hat ihren Tanzmove nur bis zur Hälfte zu Ende gedacht. „Klatsch“ macht die Zibzab. „HahahaaaooOhgottistdirwaspassiert?“ machen die Zuschauer.
Nach zweiacht weiteren Bieren ist der Spuk vorbei und die Triangel sitzt neben dem Schweizer Taschenmesser mit der duftenden Kopfhaut. Er hält, was er am besten kann: ihre Haare und seine Klappe. Sie göbelt sich derzeit alle falschen Entscheidungen von der Seele. Aber genau so war mein Aufenthalt auf Bali: ein bunter Strahl allerlei.

Den Titel fürs beste Kostüm hab ich übrigens als D.I.Y. Bedbug an mich gerissen.
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